FleQS: Aufbau der Kuhlernstichprobe erfolgreich angelaufen
Das seit Juli 2019 laufende Projekt FleQS ist neben den Projekten FoKUHs in Österreich und FLECKfficient in Baden-Württemberg das dritte große Kuhlernstichproben-Projekt beim Fleckvieh. Die Genotypen und Phänotypen der Projektkühe ermöglichen es, die genomischen Zuchtwerte sicherer zu schätzen. Dies gilt sowohl für die üblichen Merkmalsspektren als auch für neue Merkmale aus den Bereichen Gesundheit, Klauenpflege und Tierverhalten. FleQS basiert auf zwei Säulen: dem Bullenmodell
und dem Betriebsmodell
. Während beim Bullenmodell eine Zufallsstichprobe von Töchtern aller bayerischen Besamungsbullen genotypisiert und mit den Standardmerkmalen in die Lernstichprobe eingebracht wird, werden in den Projektbetrieben im Betriebsmodell zusätzlich auch Daten zu neuen Merkmalen aus den Bereichen Gesundheit, Klauenpflege, Tierverhalten und Kälberkrankheiten erfasst.
Im Rahmen des Bullenmodells wurden bis September 21.000 Töchter im Rahmen der Nachzuchtbewertung beprobt. Erste Auswertungen zeigen, dass mit dem Bullenmodell bereits jetzt für alle bayerischen Besamungsbullen genotypisierte Töchter mit linearer Beschreibung in den Genotypenpool für die Zuchtwertschätzung eingebracht wurden. Die Verteilung der Töchter über die verschiedenen Bullen ist hierbei deutlich ausgeglichener als dies im Rahmen der Herdengenotypisierungen im Betriebsmodell erreicht werden kann.
Für das Betriebsmodell konnten 286 Betriebe mit 22.000 Kühen für das Projekt gewonnen werden. Die Betriebe erfassen Gesundheitsbeobachtungen und Diagnosen aus den Merkmalskomplexen Eutergesundheit, Fruchtbarkeit, Stoffwechsel und Klauengesundheit. Daneben sollen zukünftig auch Daten zu Kälberkrankheiten und Melkverhalten von den Landwirten gemeldet werden. Die Datenerfassung erfolgt vollständig über die Teilnahme im bayerischen Gesundheitsmonitoring ProGesund
. Im Gegenzug erhält der Betrieb über den LKV-Herdenmanager umfangreiche Zusammenstellungen und Auswertungen zu den erfassten Daten, die ihn im Management seiner Herde unterstützen. Durch die Erfassung von Gesundheitsmerkmalen wird der Aufbau der genomischen Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale ermöglicht. Dafür sind Gesundheitsdaten von möglichst vielen Töchtern junger Besamungsbullen erforderlich. Dies wurde bei der Anwerbung der FleQS-Projektbetriebe berücksichtigt und ist u.a. über den hohen Anteil von etwa 85% der genomischen Jungvererber an den Besamungen gesichert. In den FleQS-Betrieben werden, die Lieferung von Gesundheitsdaten vorausgesetzt, alle weiblichen Tiere vom Kalb bis zur ersten Laktation genotypisiert. So wurden bislang schon rund 25.000 weibliche Tiere im FleQS-Betriebsmodell genotypisiert und zusammen mit den im Bullenmodell genotypisierten Kühen in die genomische Zuchtwertschätzung einbezogen. Sie stellen die Grundlage für die neuen Zuchtwertschätzverfahren der Zukunft dar und stehen den teilnehmenden Betrieben für Anpaarungs- und Selektionsentscheidungen zur Verfügung.
Das Projekt FleQS ist mit Unterstützung der beteiligten Projektpartner in der bayerischen Rinderzucht und Besamung unter Federführung des ITZ und des LBR im abgeschlossenen ersten Projektjahr sehr gut angelaufen. Die Förderung durch das bayerische Landwirtschaftsministerium erlaubt zusammen mit den Wirtschaftsmitteln der bayerischen KB-Stationen und Zuchtverbände die Schaffung einer breiten Grundlage von genotypisierten Kühen für die genomische Zuchtwertschätzung.
Mit Material von LfL-ITZ