Limpurger
Das Limpurger Rind, bekannt auch unter dem Namen Leintäler, ist die älteste noch existierende württembergische Rinderrasse. Hierbei handelt es sich um ein einfarbig gelbes / gelbrotes Vieh, das in der Region um Aalen, Schwäbisch Gmünd, Welzheim und Gaildorf beheimatet war und ist. Seinen Namen hat das Limpurger Rind von der Grafschaft Limpurg, von der ein Teil Ende des 18. Jahrhunderts, der Rest 1803 mit Württemberg vereinigt wurde.
In den kleinbäuerlichen, oft sehr kargen Verhältnissen, bildete sich eine diesen Anforderungen im besonderen Maße angepasste bodenständige Rinderrasse heraus. Im Vordergrund stand die Eignung als Zugtier, bei gleichzeitig guter Milchleistung. Aufgrund der Betriebsstruktur im Zuchtgebiet der Limpurger wurden bis in die 50er Jahre des 20 Jh. über 60 % der Kühe zu Gespannsarbeiten herangezogen. In den kleineren Betrieben, wo die Limpurger überwiegend gehalten wurden, war der Einsatz von Pferden und Ochsen unrentabel. Besonders geschätzt wurden neben ihrer Ausdauer ihr leichter Gang sowie die Härte der Klauen. Die vorzügliche Eignung zur Arbeit war ein wesentlicher Grund, dass viele Landwirte so lange an der Limpurger Rasse festhielten.
Sehr geschätzt waren Limpurger schon im 19. Jahrhundert bei den Händlern für den Verkauf zum Schlachten in den Ballungszentren. Dort erzielten sie auf Grund ihrer gegenüber anderen Rassen besonderen Fleischqualität und dem feinen Knochenbau deutlich höhere Preise - eine Eigenschaft, die Kenner heute wieder sehr schätzen.
Während die anderen Landschläge in Württemberg durch Einkreuzung von Schweizer Simmentalern verdrängt wurden, erhielten sich die Limpurger trotz mehrerer Einkreuzungsversuche rein. Ab Ende des 19. Jahrhunderts ging ihre Zahl jedoch beständig zurück. Durch die Mechanisierung in der Landwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg nahm die Zahl der Zuchtbetriebe und Kühe weiter ab und zog 1963 die Auflösung des Limpurger Zuchtverbandes nach sich.
Anfang der 80er Jahre galten die Limpurger als ausgestorben. Einige Betriebe hielten jedoch hartnäckig an ihren Tieren fest. Ab 1986 wurden durch die Initiativen von Herrn Professor Sambraus und Herrn Hans Wieland, Mainhardt-Streithag, und mit Unterstützung durch Dr. Dechent und das Tierzuchtamt Schwäbisch Hall die letzten Limpurger Tiere aufgespürt. Sie führte im Mai 1987 zur Gründung der Züchtervereinigung Limpurger Rind und bereits im Sommer 1987 wurden 56 Kühe ins Limpurger Herdbuch aufgenommen. Seither nahm die Population eine erfreuliche Entwicklung - zum Ende des Jahres 2012 verzeichnete sie knapp 500 Kühe im Herdbuch mit entsprechender Nachzucht in 91 Herdbuchbetrieben.
Die Zahl der Milchkühe hält sich seit Jahren konstant mit ca. 100 Kühen unter Milchleistungsprüfung. Bei den Mutterkühen erfreuen sich die Limpurger einer zunehmenden beliebtheit - hier ist jedes Jahr ein Zuwachs zu verzeichnen.
Zuchtziel Limpurger Rind in der Doppelnutzung und Fleischnutzung
1. Ziele aufgrund der Zuchtgeschichte
Das Limpurger Rind ist die älteste noch existierende württembergische Rinderrasse. Bis in die 50er Jahre als Dreinutzungsrind - Milch, Fleisch, Arbeit - geschätzt, gingen die Bestände mit der Motorisierung der Landwirtschaft stark zurück.
Die Tiere sind einfarbig gelb mit Abtönungen von hellgelb bis rotgelb. Ursprüngliches Zuchtgebiet ist die Gegend südlich von Schwäbisch Hall, insbesondere die Region Aalen (Ostalbkreis), Schwäbisch Gmünd, Welzheimer Wald und Gaildorf, besonders aber das Leintal – daher auch der Name Leintäler
. In kleinbäuerlichen, oft sehr kargen Verhältnissen mit hängigem Gelände bildete sich eine diesen Anforderungen im besonderen Maße angepasste bodenständige Rinderrasse mit spezieller Zugeignung und umgänglichem Temperament sowie guter Milchergiebigkeit heraus. Dank dieser Merkmale und günstiger Muttereigenschaften erfreuen die Limpurger sich neben der Milchviehhaltung zunehmender Beliebtheit auch in der Mutterkuhhaltung. Hervorgehoben wird bei dem mittelrahmigen Rind die gute Eignung zur Beweidung auch von stark hängigem Gelände.
Die besondere Fleischqualität und der feine Knochenbau werden seit alters her sehr geschätzt. Schon in der älteren Literatur wird das Fleisch der Limpurger als äußerst schmackhaft, besonders feinfaserig, saftig und gut marmoriert beschrieben.
Diese Landrassemerkmale verdienen es, erhalten zu werden. Die herausragenden Besonderheiten sollen durch geeignete Selektion erhalten und gefördert werden. Es wird angestrebt, mit Fleisch der Limpurger Rinder als Premiumprodukt den Züchtern und Haltern dieser Rasse eine wirtschaftliche Betriebsgrundlage zu geben.
Züchterisch angestrebt wird ein widerstandsfähiges, langlebiges, Zweinutzungsrind mit gleicher Gewichtung von Milch- und Fleischleistung, Fruchtbarkeit - jedes Jahr ein Kalb -, Frohwüchsigkeit und sehr guter Fleischbeschaffenheit. Besonderer Wert wird auf gleichmäßige, straff sitzende, drüsige Euter, korrekte, trockene Gliedmaßen, feinen Knochenbau und harte Klauen gelegt. Alle Kühe in Herdbuchzuchtbetrieben werden gezielt angepaart, um einer weiteren Blutlinienverengung entgegenzuwirken. Zur Sicherung der Population und ihrer genetischen Variabilität wird mittelfristig eine Population von etwa 800 Kühen im Herdbuch angestrebt.
2. Zuchtziel in der Doppelnutzung und Fleischnutzung
In Verbindung mit der Erhaltung als genetische Resource werden folgende Merkmale züchterisch angestrebt und bearbeitet:
Erscheinungsbild / Exterieur | Kreuzhöhe: ausgewachsene Kühe: 134 - 138 cm |
ausgewachsene Bullen: 143 - 149 cm | |
Eine Vergrößerung des Rahmens wird wegen der negativen Verbindung zur Fleischbeschaffenheit und -Qualität nicht angestrebt. | |
Gewicht: ausgewachsene Kühe 600 - 650 kg | |
ausgewachsene Bullen 1.000 - 1.100 kg | |
Farbe: einfarbig gelb gefärbter Viehschlag mit Tönungen von hell gelb bis rotgelb | |
Langlebigkeit | Mehr als 8 Kälber |
Fruchtbarkeit | Angestrebt wird ein Kalb / Jahr |
Fleischleistung | tägliche Zunahmen bei männlichen Absetzern und Jungbullen bis 15 Monaten von 1200 g mit mindesten 58 % Ausschlachtung |
tägliche Zunahmen bei Färsen und Ochsen in der Weidehaltung von 800 g | |
Fleischbeschaffenheit | Feinfaseriges, gut marmoriertes Fleisch, |
langanhaltendes Fleischwachstum ohne Verfettung. | |
Milchleistung | Angestrebt wird bei der fleischbetonten Doppelnutzungsrasse eine gute Milchleistung, die eine optimale Jugendentwicklung der Kälber gewährleistet. Dies entspricht einer Milchleistung von gut 5000 kg in der Zweinutzung. |
Genügsamkeit / | Die genannten Merkmale sind auch bei mittleren Weidefutterqualitäten erreichbar - tiefrippige Tiere mit genügend langer Mittelhand weisen ein hohes Futteraufnahmevermögen auf. |
Futterdankbarkeit |